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Abschlussveranstaltung "Arbeit und Demokratie" am 25.06.

28.06.2024

„Demokratie ist langsam, KI dagegen rasend schnell: Herausforderungen in der digitalen Transformation“

Am Dienstagabend, dem 25. Juni fand die Veranstaltungsreihe „Arbeit und Demokratie“ mit dem Vortrag „Demokratie ist langsam, KI dagegen rasend schnell: Herausforderungen in der digitalen Transformation“ und anschließender Podiumsdiskussion sowie insgesamt ca. 50 Teilnehmenden (online und in Präsenz) ihren Abschluss im O-Werk.

Antonia 25.06.
Lupe

Der Abend wurde zunächst einleitend von Dr.-Ing. Antonia Weirich (Projektkoordinatorin HUMAINE, Lehrstuhl für Produktionssysteme) mit einer Gesamtschau auf das Forschungsprojekt HUMAINE moderiert und mit einem Vortrag von Prof. Dr. Manfred Wannöffel (Geschäftsführer der Gemeinsamen Arbeitsstelle RUB/ IGM), Dr. Claudia Niewerth (Geschäftsführerin des Helex Institut/ Gemeinsame Arbeitstelle RUB/IGM) und Dirk Stüter (Betriebsratsvorsitzender bei Doncasters), die das Verhältnis von Technik, Personal und Organisation diskutierten, fortgeführt. Prof. Dr. Manfred Wannöffel bot zunächst eine grundsätzliche Einordnung zum Zusammenhang von Arbeit und Technik, insbesondere KI. Er setzte die Arbeit – als demokratischen Erfahrungsraum – in ein Verhältnis zur KI – als Ort der Generierung eigenständiger Wissensbestände – und wies in diesem Kontext auf das Risiko der Entkopplung des menschlichen Erfahrungswissens von der Arbeit hin. Trotz dessen warnte er vor einem technologischen Determinismus und betonte den pfadabhängigen und inkrementellen Charakter von KI-Einführungsprozessen, der eine dominante Rolle der Arbeitspolitik sowie primäre und sekundäre Machtressourcen erfordere.

Claudia 25.06.
Lupe

Auf dieser Grundlage führte Dr. Claudia Niewerth die Rolle der betrieblichen Interessenvertretung bei der Einführung und Nutzung von KI aus und wies dabei auf die Verschiedenheit betrieblicher Realitäten hin. Sie betonte, dass es eine frühzeitige und reziproke Transparenz brauche, um die Mechanismen des Betriebsverfassungsgesetzes nutzen und auf betrieblicher Ebene umsetzen zu können.
Die Umsetzung in die Praxis stellte Dirk Stüter als Betriebsratsvorsitzender bei Doncasters (ein Pilotpartner im HUMAINE-Projekt) vor, da Doncasters aktuell von der Gemeinsamen Arbeitsstelle RUB/IGM bei der Implementierung einer Betriebsvereinbarung zu KI begleitet wird.

Dirk 25.06.
Lupe

Im Anschluss wurde die gesamte Veranstaltungsreihe in Form einer Rückschau auf einem Podium diskutiert. An der Podiumsdiskussion „Zukunft der Mitbestimmung vor dem Hintergrund von Erosionstendenzen“ nahmen Sophia Friedel (Institut für soziale Bewegungen), Prof. Dr. Rolf G. Heinze (Seniorprofessor Sektion Soziologie RUB) und Dr. Fabian Hoose (Institut Arbeit und Qualifikation UDUE/ Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM) teil, die Diskussion wurde von Lara Obereiner (Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM) moderiert. Die Podiumsteilnehmenden hatten zuvor einen eigenen Vortrag in der Veranstaltungsreihe gehalten und diskutierten an diesem Abend themenübergreifend sowie in Bezug auf Beiträge aus dem Publikum. Ein Fokus der Diskussion war das zentrale Thema des ersten Vortragsabends zu Erinnerungskultur und ihrer Bedeutung für die soziale Demokratie. Sophia Friedel betonte die Relevanz der Inklusion diverser Akteure in die Gestaltung von Erinnerungskultur, die vielfältig gestaltet sein könne und nicht zwingend an Orte gebunden wäre. Das Podium betonte dabei die Wichtigkeit, nicht in einer „nostalgischen Vergangenheit“ zu verhaften, sondern – besonders vor dem Hintergrund neuer Formen von Erwerbsarbeit – den Blick nach vorne zu richten und soziale Demokratie entlang aktueller Bedarfe der Beschäftigten neu auszurichten.

Podium 25.06.
Lupe

In dem Zusammenhang hob Prof. Dr. Rolf Heinze das Potenzial der Wohlfahrtsverbände als schlafende Riesen hervor, die im stark wachsenden Dienstleistungssektor einen großen Anteil der Beschäftigungsgewinne der letzten Jahrzehnte ausmachten und Perspektiven für die Stärkung der Demokratie böten. Daran anschließend wurde die Relevanz der betrieblichen Mitbestimmung für das Erfahren von Demokratie, die durch den Verlust von Machtressourcen der Arbeitnehmenden geschwächt werde und Ohnmachtserfahrungen zur Folge habe, betont „Demokratie macht nicht am Werkstor halt“.

Wachsende Singularitätstendenzen in der Erwerbsarbeit stellen die Bedeutung von kollektiven Interessenvertretungen vor große Herausforderungen. Dr. Fabian Hoose appellierte an gemeinsame Gestaltungsmöglichkeiten im Austausch miteinander, um die Relevanz von Interessenvertretung überall dort aufzuzeigen, wo sie gebraucht werden. Das Podium schloss mit einem Ausblick auf Handlungsspielräume, die Interessenvertretungen im Rahmen von Kommunikation und Nutzung ihrer Machtressourcen ergreifen können.

Mit diesem Abend kam die Veranstaltungsreihe „Arbeit und Demokratie“ vorläufig zu ihrem Ende. Wir bedanken uns bei allen Unterstützenden und Referierenden, dass diese Reihe so erfolgreich stattfinden konnte und natürlich auch bei den zahlreichen Zuschauenden, die sich über Wochen hinweg im O-Werk eingefunden oder online dazugeschaltet haben, für die regen Diskussionen. Die Herausforderungen, die aktuelle Transformationsentwicklungen im Hinblick auf Demokratie und Mitbestimmung aufwerfen, werden uns weiterhin im Rahmen unserer Transferforschung umtreiben und zentrales Thema kommender Veröffentlichungen werden.

Mit einem Klick auf den untenstehenden Button können Sie den Vortrag „Demokratie ist langsam, KI dagegen rasend schnell: Herausforderungen in der digitalen Transformation“ der drei Referierenden (Niewerth/Stüter/Wannöffel) der Abschlussveranstaltung der Vortragsreihe "Arbeit und Demokratie" herunterladen und einsehen.

Foliensatz Abschlussveranstaltung Arbeit und Demokratie   (2.7 MB)